Univ.-Prof. Dr. Rudolf Slavicek
16. März 1928 - 1. Jänner 2022
Ein unvergesslicher Lehrer, Mentor und Visionär hat uns für immer verlassen. Prof. Slavicek war ein Hauptakteur auf dem Gebiet der oralen Medizin und der interdisziplinären funktionellen Zahnmedizin. Er verstand das Kauorgan aus der evolutionären Entwicklung heraus und wies auf die Wichtigkeit ganzheitlicher Sichtweisen hin.
1946 – 1954 studierte Prof. Slavicek Medizin an der Universität Wien.
1958 erfolgte die Eröffnung einer Privatordination.
1976 – 1980 stand er als Direktor dem Zahnärztichen Fortbildungsinstitut vor.
Die Habilitation erfolgte im Jahr 1982.
Prof. Slavicek baute an der Universitätsklinik für Zahn- Mund- und Kielferheilkunde die prothetische Abteilung auf, die er von 1978 bis zu seiner Pensionierung 1997 leitete. Er war Fellow des International College of Dentists, Präsident des Verbandes Österreichischer Zahnärzte, Präsident der European Academy of Craniomandibular Disorders, Gastprofessor am Royal Dental College in Aarhus in Dänemark sowie Vorsitzender des Ludwig Boltzmann Instituts für Gerostomatologie.
Als Vorstand der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der medizinischen Fakultät der Universität Wien war ihm stets das Wohl und die Weiterentwicklung der gesamten Klinik ein Anliegen. Er leitete die Klinik von 1992 – 1997.
Nach seiner Pensionierung 1997 begann er von Neuem 1998 mit dem Aufbau des Zentrums für Diagnostik und Therapie mandibulärer Dysfunktionen in der Krankenanstalt Rudolfinerhaus in Wien sowie 1999 mit der Entwicklung des Zentrums für Interdisziplinäre Zahnmedizin an der Donau – Universität in Krems. 2000 veröffentlichte er „Das Kauorgan“.
2008 gründete Prof. Slavicek den wissenschaftlichen Fortbildungsverein VieSID (Vienna School of Interdisciplinary Dentistry). Er wirkte bis 2018 als Lektor für ein internationales postgraduales Publikum und veröffentlichte 2015 die Buchreihe „Konzepte in der Zahnmedizin“.
Das hohe Alter brachte körperliche Beschwerden mit sich, dennoch wurde Prof. Slavicek niemals müde in seinem Wissensdurst und der Entwicklung neuer Ideen. Sein letztes Buch „Die balancierte Okklusion“ erschien 2021.
Es war seine Überzeugung, daß das erworbene Wissen an StudentInnen und ZahnäztInnen weitergegeben werden muß. Die Betrachtung der Okklusion als komplexes und dynamisches System, die mannigfachen Funktionen des Kauorgans, eingebettet in den Gesamtorganismus sowie der Bezug zur Gesamtmedizin führte zur Notwendigkeit umfassender und exakter Diagnostikverfahren für den individuellen Patienten.
Die von Prof. Slavicek etablierten Lehr- und Forschungsinhalte werden nun an ZahnärztInnen weltweit weitergegeben, erfahren dort einen kontinuierlichen Entwicklungsprozeß und machen damit das Oevre und die Persönlichkeit von Prof. Slavicek unsterblich - zum Wohle der PatientInnen.
Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz
Leiter der Universitätszahnklinik Wien
Medizinische Universität Wien
o.Univ.-Prof. DDr. Eva Piehslinger
Leiterin des Fachbereichs Prothetik
Medizinische Universität Wien